Eigentlich bin ich kein Fan von Marken. Schließlich erfährt man immer wieder, dass es das gleiche Produkt (in einer anderen Verpackung) auch beim Discounter gibt. Warum sollte ich also mehr Geld für identische Produkte ausgeben? Wer sich dafür interessiert sollte sich mal das Buch Welche Marke steckt dahinter? anschauen, dadurch kann man jede Menge Geld sparen!
Doch zurück zum Thema Klavier. Auch hier gibt es bekannte Marken. Anders als bei Lebensmitteln, stellen diese Firmen normalerweise auch keine Pianos unter anderem Namen her.
Allerdings findet auch hier ein Wandel statt. Bekannte Klavierbauer gehen Pleite, werden verkauft oder fusionieren mit anderen Klavierbauern. Die Klaviere laufen dann weiter unter dem selben Namen, die Qualität des Produkts nimmt aber häufig ab. Der neue Klavierbauer profitiert hier nur durch den alten Markennamen.
Gleichzeitig sprießen immer neue Markennamen aus dem Boden. So sind im Atlas der Pianonummern über 6.000 Marken eingetragen. Das Schlimme daran: Viele neue Marken sollen einfach nur den Kunden irritieren. So existiert beispielsweise die asiatische Marke „Steinbeck“. Das ließt sich fast wie eine Kombination der Traditionsmarken Steinway und Bechstein. Gleichzeitig wirbt „Steinbeck“ auch noch mit einem deutschen Klavierbauer. Man kann also sehr schnell in die Falle tappen.
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Darum ist ein Markenklavier wichtig
Einige werden sich jetzt Fragen: „Was ist denn so schlimm daran, wenn ich günstiges „Noname“ Klavier aus Asien kaufe? Schließlich sind mein Smartphone und mein Fernseher doch auch aus Asien!“
Der Ansatz ist auch nicht verkehrt. Mit Sicherheit gibt es den einen oder anderen guten asiatischen Klavierbauer. Doch leider ist das nicht die Regel. Die meisten dort produzierten Pianos sind einfach nur Sperrmüll.
Das äußert sich folgendermaßen:
- Minderwertige Materialien (Metall und Holz) verwendet
- Zusammenbau am Fließband und somit schlechte Verarbeitung
- Häufig viel zu laut eingestellt
- Durch übertriebene Intonierung runtergedämpft
- Tastentiefe falsch eingestellt
- etc…
Grade als Anfänger braucht man aber ein hochwertiges Klavier um anständig üben zu können. Ansonsten wird man schnell frustriert und verliert sogar vielleicht ganz die Motivation zu üben.
Empfehlenswerte Klavierbauer
Deshalb stelle ich euch hier mal die bekanntesten und empfehlenswertesten Klavierbauer vor. Die Liste ist noch nicht vollständig und wird regelmäßig erweitert.
C. Bechstein
C. Bechstein gilt als Mythos unter den Klavierbauern. Der Betrieb wurde schon 1853 von Carl Bechstein als Ein-Mann-Unternehmen in Berlin gegründet. Zwischenzeitlich war dieser dann sogar Hoflieferant Königs Friedrich Wilhelm von Preußen.
Die Marke steht für Tradition und höchste Handwerkskunst. Bechstein verkauft jährlich über 5000 Flügel und Klaviere und ist somit der größte Klavierbauer Europas.
Die Produktion findet in einer Manufaktur in Seifhennersdorf (Sachsen) statt. Dort wird auch die Marke Zimmermann „designed by Bechstein“ hergestellt.
Die günstigsten Bechstein Klaviere kosten um 10.000€. Von Bechstein ist übrigens auch der teuerste Flügel der Welt (Stand:10/2015). Ganze 930.000€ soll der C. Bechstein Sphinx kosten.
Bösendorfer
Bösendorfer ist neben Bechstein sicherlich einer der bekanntesten Klavierbauer. Die Firma wurde bereits 1828 in Wien gegründet und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Klaviere und Flügel. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg hatte Bösendorfer Probleme sodass die Produktion nur langsam wieder anlaufen konnte. Nach mehreren Inhaberwechseln, die der Qualität der Produkte glücklicherweise nicht schadete gehört Bösendorfer seit 2007 zu Yamaha.
Diese gaben aber die Garantie, dass der Standort in Wien bestehen bleibt. Der Klavierbauer war zwischenzeitlich übrigens Hof-Klaviermacher des Kaisers von Österreich und darf seit 2001 das Bundeswappen Österreichs im Schriftverkehr nutzen.
Hier werden nur die besten Materialien von den Besten Klavierbauern verwendet. Das macht sich aber natürlich auch im Preis bemerkbar.
Blüthner
Julius Blüthner gründete seine Firma 1953 in Leipzig. Die Firma ist immer noch in Familienbesitz. Auch Blüthner hatte mir Problemen nach dem ersten und zweiten Weltkrieg zu kämpfen, hat sich mittlerweile aber wieder erholt.
Auf Blüthner gehen einige Erfindungen wie beispielsweise der Aliquot Flügel zurück. Die Einstiegspreise liegen auch hier bei über 12.000€ für das günstigste neue Piano.
Yamaha
Die Firma Yamaha existiert bereits seit 1887 und stellt seit 1900 Klaviere und seit 1902 Flügel her. Bei Yamaha werden nicht nur verschiedene Instrumente gebaut, sondern unter anderem HiFi-, Elektronik Produkte und Motoren.
Der Sitz des Unternehmens liegt in Hamamatsu (Japan). Obwohl ich eingangs von asiatischen Klavierbauern abgeraten habe, muss ich an dieser Stelle eine Ausnahme einräumen.
Die neueren Modelle von Yamaha können durchaus mit den europäischen mithalten. Vor allem das Preis-Leistungsverhältnis ist bei Yamaha ziemlich unschlagbar. Ich empfehle diese Marke vor allem Anfängern mit wenig Startkapital!
Schimmel
Wie viele der anderen guten Marken wurde auch Schimmel als Familienunternehmen gegründet. In diesem Fall 1885 von Wilhelm Schimmel in Leipzig. Auch heute ist das Unternehmen noch in Familienbesitz. Der Firmensitz liegt mittlerweile aber in Braunschweig. Auch Schimmel hatte während der Weltkriege Probleme. Beispielsweise wurde ihre Fabrik von Bomben zerstört.
Zum hundertjährigen Jubiläum galt Schimmel als der führende Pianohersteller. Aber wegen der Finanzkrise mussten sie dann leider 2008 Insolvenz anmelden. Die Pleite konnte aber schon ein Jahr später abgewendet werden.
Schimmel ist besonders für die außergewöhnlichen Designs ihrer Flügel bekannt. Besonders zu nennen ist der Acrylglas Flügel der besonders durch Udo Jürgens bekannt geworden ist.
Die Klaviere werden immer noch in Braunschweig hergestellt. Es dauert 12 Monate einen Flügel und 6 Monate ein Klavier herzustellen. Schimmel Klaviere sind sehr zu empfehlen!
Kawai
K.K. Kawai Gakki Seisakusho ist ein bekannter Klavierbauer aus Japan. Die Firma stellt allerdings auch andere Waren her, beispielsweise Sportgeräte oder elektrische Musikinstrumente.
Kawai Pianos sind Aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität weltweit bekannt und in vielen Konzerthäusern vertreten. Seit 1992 baut Kawai auch einige Klaviere für Steinway & Sons. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.
Sauter
Die Carl Sauter Pianofortemanufaktur existiert bereits seit 1819 und ist ein international renommierter Klavierhersteller. Sie ist in Spaichingen (Baden-Würtemberg) ansässig.
Das besondere bei Sauter ist, dass alle Einzelteile in Deutschland produziert werden. Die Pianos werden komplett ohne Maschinen von Meisterhand angefertigt.
Wer es futuristisch mag, besorgt sich direkt ein Designstück, das exklusiv von Peter Maly für Sauter designed wurde.
Petrof
Petrof ist zur Abwechslung ein tschechischer Klavierhersteller. Der Gründer Anton Petrof hat sich bei renommierten Klavierherstellern in Wien ausbilden lassen. 1864 gründete er dann seine eigene Fabrik. Zu seinen Kunden gehörte unter anderem der Kaiserliche Hof. Während der Weltausstellung 1935 würde Petrof mit einem Grand Prix ausgezeichnet. Die Firma ist immer noch in Familienbesitz.
Petrof Klaviere zeichnen sich durch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aus und haben einen tollen satten Klang.
Was für ein Klavier habt ihr zuhause stehen und welche Marken könnt ihr Empfehlen?
Guten Tag, ich bin gerade auf Ihre Webseite gestoßen und würde mich freuen, wenn Sie auch die Firma AUGUST FÖRSTER in Ihre Liste mit aufnehmen würden. Wir gehören zu den letzten traditionellen Pianomanufakturen in Deutschland, fertigen von Hand, das Unternehmen befindet sich nach wie vor in Familienbesitz. Nähere Infos lasse ich Ihnen gern zu kommen bzw. finden Sie auch auf unserer Webseite.
Viele Grüße aus Löbau
Gabriel Wandt
Weiß jemand etwas über die polnische Marke Offberg? Ist diese minderwertig oder zu empfehlen? Ich habe den Namen noch nie gehört und habe die Gelegenheit, ein solches Klavier günstig zu erwerben. Soll ich zuschlagen?
Also mir persönlich ist die Marke nicht bekannt. Allerdings findet man viele Klaviere im Internet der Marke, die schon für unter 300€ angeboten werden. Das ist normalerweise nicht unbedingt ein gutes Zeichen.
Schau es dir am besten vorher gut an und mach dir einen eigenen Eindruck.
Vielleicht hilft dir ja dieser Artikel etwas weiter: http://www.klavier-kaufen.org/was-du-beim-kauf-gebrauchter-klaviere-beachten-musst-141/
Ich habe zu Hause einen Ühlmann, einen ungarischen Pianino, schon ziemlich alt aber noch in sehr gutem Zustand. Ich habe ihn vor Kurzem für meine Tochter und mich gekauft, die beide gerade mit Klavierlernen begonnen hatten: Ich hatte etwas Günstiges gesucht, was allerdings einen guten Klang anbieten könnte und möglicherweise auch eine etwa schwere Tastatur, damit wir dann bei allen möglichen Klavieren mühelos spielen können. Und unser Ühlmann hat tatsächlich einen schweren Anschlag und sein runder, voller Klang gefällt mir besonders gut. Ich bin damit wirklich sehr zufrieden, obwohl ich sicher auch glücklich bin, wenn ich im Unterricht oder im Institut z.B. auf einem Bösendorfer spielen darf. Ich kann den Ühlmann sicher nicht allen empfehlen und nicht für alle Zwecken. Es war unsere eigene Auswahl, die für UNS in dem Moment optimal war.
Gibt es auch Empfehlungen für Klaviere der Marke Feurich aus Wien bzw. kann mir wer mehr zu dieser Klavier Marke sagen?